Interview mit einem Zahnmedizinstudenten an der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Wie bekommt man einen Studienplatz für Zahnmedizin?

Das ist nicht ganz so leicht wie bei anderen Studiengängen, denn Zahnmedizin kann man nur an Universitäten studieren. Die erste Voraussetzung ist also schon einmal die allgemeine Hochschulreife am Gymnasium, die Fachgebundene Hochschulreife reicht dafür nicht aus. Die Auswahl erfolgt nach einem Punktesystem. Je besser der Abiturschnitt ist, desto mehr Punkte bekommt man. Um nach der Bewerbung also sofort einen Platz zu bekommen muss der Abiturschnitt sehr gut sein und wie bei Humanmedizin auf jeden Fall besser als 1,5 sein. Ansonsten gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten. Zum einen werden Ausbildungen mit zusätzlichen Punkte belohnt. Außerdem besteht die Möglichkeit am TMS, Test für medizinische Studiengänge, teilzunehmen.

 

Welche besonderen Themen werden dort gelehrt?

Es heißt zwar immer, dass Zahnärzte keine richtigen Ärzte sind, das würde ich so aber nicht unterschreiben. Zahnärzte sind Ärzte, die sich auf den Mund, den Kiefer und alle Erkrankungen die damit zusammenhängen spezialisieren. Deswegen hat man ganz am Anfang naturwissenschaftliche Fächer als Grundlage um später die biochemischen und physiologischen Vorgänge im Körper zu verstehen. Außerdem wird der Aufbau des Körpers detailliert betrachtet, da das Kausystem kein isoliertes System ist, sondern Wechselwirkungen mit vielen anderen Organen besitzt. Bis zum Physikum sind die Kurse mit denen in der Humanmedizin grundlegend gleich, außer dass im Bereich der Zahnmedizin noch handwerkliche Kurse belegt werden, bei denen man zahntechnische Methoden lernt. Dafür ist viel handwerkliches Geschick notwendig. Nach dem Physikum läuft es dann ein bisschen anders ab. Die Lehrgänge werden mehr auf Zahnmedizin ausgerichtet, die praktischen Kurse werden fortgesetzt und ab dem siebten Semester dürfen schon eigene Patienten behandelt werden.

 

Was interessiert Sie am meisten?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt sehr viele spannende Gebiete in der Zahnheilkunde. Die größten Teilgebiete sind Zahnerhaltung, Chirurgie und die Kieferorthopädie. Die zahntechnischen Kurse sprechen mich aber am meisten an, denn die sind auch dem am ähnlichsten, was später dann als Zahnarzt gemacht wird.

 

Wie sieht der „Stressfaktor“ während einem Semester aus?

Die praktischen Kurse sind sehr stressig und darauf ausgelegt, dass die Zeit knapp ist. Trotz diesem Zeitdruck muss man aber sehr präzise arbeiten. Da kommt es einem zugute, wenn man schon als Zahntechniker tätig war, da viele handwerklichen Fähigkeiten schon erlernt wurden.

 

Wie lange dauert das Studium?

Die Regelstudienzeit sind 11 Semester, also fünfeinhalb Jahre. Das ist länger, als in den meisten anderen Studiengängen. Das Zahnmedizinstudium schließt man aber mit einem Staatsexamen ab und ist somit kein gewöhnlicher Studiengang mit Bachelor und Master.

 

Ist es möglich, sich im Bereich der Zahnmedizin auf einzelne Themen zu spezialisieren?

Möglich ist das auf jeden Fall und meiner Meinung nach auch nötig. Das Gebiet der Zahnheilkunde ist so erforscht, dass ein normaler Zahnarzt nicht alle Bereiche abdecken kann beziehungsweise nicht qualitativ hochwertig abdecken kann. Ich denke, dass es in Zukunft immer mehr Spezialisten für einzelne Teilgebiete gibt. In der Zahnerhaltung gibt es unter anderem die Ästhetische Zahnheilkunde und die Endodontie. Letzteres ist auf die Wurzelkanalbehandlungen spezialisiert. Das machen gewöhnliche Zahnärzte zwar auch, aber der Erfolg einer solchen Behandlung steigt, je besser die Ausrüstung des Zahnarztes ist. Diese Ausrüstung besitzen meistens eben nur spezialisierte Zahnärzte.

 

Wie viel kann man als Zahnarzt verdienen?

Das kann man nicht pauschal sagen. Unter den Ärzten sind es die drittbesten Verdienenden, im Durchschnitt befinden sie aber in der Oberklasse. Der Gehalt liegt häufig zwischen 66.000 und 116.000 € brutto pro Jahr. Als Zahnarzt ist es einfacher, sich selbstständig zu machen, wodurch nach oben ein viel höherer Spielraum entsteht als bei einem angestellten Zahnarzt.

 

Gibt es Einschränkungen oder Schwierigkeiten, die die aktuelle Pandemie verursacht?

 

Die Vorlesungen, die nicht unbedingt in Präsenz stattfinden müssen, werden alle online gehalten. Die Praktika, die eigentlich in Präsenz sein müssten, werden ebenfalls zu Hause durchgeführt. Im Vergleich zu anderen Studiengängen haben wir aber Glück. Die praktischen Kurse, die zu Hause nicht möglich sind, finden trotz Pandemie an der Uni statt. Es gibt also weniger Einschränkungen als in anderen Studiengängen.

Judith Eberl

Kommentar schreiben

Kommentare: 0