Die Frage „Welche ist die beliebteste App unseres Planeten?“ würden wahrscheinlich viele mit

Instagram, Facebook oder Twitter beantworten.

Wer aber im Jahr 2020 lebt, weiß genau, dass die chinesische App TikTok alle anderen übertrifft, denn

die globalen Nutzerzahlen dieser Plattform liegen bei 800 Millionen monatlich aktiven Nutzern

(www.futurebiz.de) und die Geschwindigkeit, mit der die App wächst ist beachtlich.

Wie genau TikTok funktioniert versteht jeder Neuling auf Anhieb: In kurzen vielseitigen Videos zeigen

die meist Jugendlichen Nutzer*innen kleine Ausschnitte ihres Lebens.

Es wird getanzt, sich über den langweiligen Schulalltag lustig gemacht oder über Tabu-Themen

diskutiert.

Der Auslöser für den Hype dieser App ist die immer noch anhaltende Corona-Pandemie.

Vor allem für Jugendliche stellt TikTok in diesen schwierigen Zeiten, in denen ein Treffen mit Freunden

quasi unmöglich ist, eine Möglichkeit dar, sich von den eigenen Problemen zu distanzieren, denn alles

andere auf dem Handy bedeutet meist Ärger: E-mails, hundert offene Tabs im Browser und natürlich die

zahlreichen Apps fürs Homeschooling, wie z.B. Homeworker.

Wenn man also mal fest entschlossen ist, etwas für die Schule zu tun, daraufhin sein Handy in die Hand

nimmt, um Homeworker oder Mebis aufzurufen, dann aber von der bunten Musiknote des TikTok-

Symbols quasi angelächelt wird, landet man durch instinktives Handeln im Endeffekt doch beim

Zeitvertreib mit TikTok.

Meist guckt man dann Videoschnipsel um Videoschnipsel und die Stunden vergehen, ohne es zu

bemerken.

TikTok ist eine Oase des Wohlbefindens inmitten einer Welt aus Angst, Leiden, Einsamkeit und vielem

mehr. Denn wenn man die meist lustigen, fröhlichen Videoclips von anderen sieht, sind die eigenen

Sorgen schnell vergessen.

Jedoch ist die Plattform auf keinen Fall nur eine Welt voller Sonnenschein, denn viele Menschen teilen

auch ihre Meinung über ernste politische Themen, wie z.B. der Black Lives Matter Bewegung, oder

berichten über ihre persönlichen Schicksalsschläge im Leben und wie sie damit umgehen, mit der

Absicht anderen damit zu helfen.

Dadurch bekommen Nutzer das Gefühl, ihre Zeit nicht komplett sinnlos auf TikTok zu verschwenden,

was wiederum ein Anreiz für die Nutzung dieser beliebten App ist.

Wenn man aber einen Blick auf die Welt außerhalb der Plattform wirft, erkennt man schnell, dass auch

viel Kritik auf die App ausgeübt wird. So wird beispielsweise behauptet, TikTok sei schlecht für die

Meinungsfreiheit, die Gesundheit und sogar für die nationale Sicherheit Amerikas.

Folglich hat der Präsident der USA, Donald Trump, damit gedroht, die aus China stammende App in

seinem Land zu verbieten.

Doch nicht nur Donald Trump, sondern auch viele Eltern sehen die Plattform kritisch und das nicht nur,

weil sie der Meinung sind, ihre Kinder würden zu viel Zeit auf TikTok verbringen.

Entgegen der Behauptung vieler TikTok-Nutzer, die App würde den Glauben an die Menschheit

zurückbringen, sind viele Menschen älterer Generationen der Ansicht, dass die China-App unliebsame

Meinungen zensiert, so wie es ihnen passt.

Sie verstehen einfach nicht, wie man eine solche scheinbar undemokratische Plattform unterstützen

kann.

Für die Jugendlichen selbst stellt TikTok eine Art der Kommunikation dar, wie sie für ältere

Generationen jedoch nicht nachvollziehbar ist.

Aber das war früher bei Comics genau das Gleiche.

Jedes neue Medium erzeugt schließlich eine neue Form der Kommunikation und jede Generation

wächst nun einmal mit einer anderen auf. Ob die App letztendlich als Fluch oder Segen gesehen werden

sollte, hängt also im Endeffekt wie fast immer vom Auge des Betrachters ab.

Leonie Binzer